03/20 Nuru women

in Äthiopien
Ich habe Sara bei einem Shooting für unseren gemeinsamen Kunden L.O.V Cosmetics kennengelernt. Damals war Nuruwomen noch eine Idee, kurz vor der Umsetzung. Aber ihr Engagement für ihre Heimat Äthiopien war alles andere als neu. Mit dem Social Business nuruCoffee, welches Sara mit ihrer Schwester Sali Nuru bereits erfolgreich betrieb, waren sie in der Lage eigene Gelder für Frauen in Äthiopien zu sammeln. Wem kommt das Geld zugute und was stellen sie damit an? Das war der Anlass für unsere erste gemeinsame Reise in die Region Borena.
Wir haben viele Frauen kennengelernt, die, dank eines Micro Credits, ihr eigenes Business gründen konnten. Von der Injera Bäckerin, über Töpferinnen bis hin zu einer Kioskbetreiberin, waren viele Tätigkeiten dabei, mit denen man in dieser, doch sehr ländlichen Gegend, Geld verdienen kann. Vom kleinen Zuverdienst, bis zu solidem Unternehmertum. Für mich war es mehr als beeindruckend, was die Frauen dort auf sich nehmen, um für sich und ihre Familien ein besseres Leben zu schaffen. Zwischen Demut und stolzer Unnachgiebigkeit. Leise und dabei so kraftvoll.
Addis Abeba
Genau ein Jahr später fragten mich Sara und Sali, ob ich nicht noch einmal Lust hätte mit ihnen nach Mekane Selam zu fahren, um jene Frauen wiederzusehen, die im Jahr zuvor gerade am Anfang standen. Inzwischen war nuruWomen e.V. gegründet und durch den Verkauf von dem selbst importierten Kaffee und den vielen Spendern, die die beiden durch ihr großes Netzwerk haben, in der Lage bereits über 100 Frauen einen Micro Credit inklusive Schulung zu ermöglichen.

Wir landeten spät am Abend in Addis Abeba, wo uns der Papa von Sara und Sali bereits erwartete. Die Luft in Addis fühlt sich anders an. Es ist gar nicht so heiß, aber irgendwie drückend und der Lärm von all den Tucktucks legt sich wie ein konstanter Layer über alles. Hupen scheint das einzig gültige Zeichen in dem hektischen Großstadtverkehr zu sein. Umso beeindruckter waren wir alle, mit welcher Ruhe uns Papa Nuru von einem Ort zum nächsten fuhr.

Ich muss gestehen, der Mann hat es mir angetan. Er hat mich sofort herzlich empfangen, beinahe wie ein Familienmitglied behandelt und mir kam es vor, als wäre ich schon immer hier. Addis ist so anders als jede andere Großstadt, die ich bisher gesehen habe. Es fällt mir schwer mich zu orientieren, architektonisch ist es mehr ein Flickenteppich als raffinierte Stadtplanung. Die Läden und Geschäfte sind keine internationalen Ketten, es riecht überall nach Essen, Kaffee und Verkehr. Es fühlt sich alles so echt und unangepasst an. Ich liebe es.
Nachdem wir an nur einem Tag so viel von dieser riesigen Stadt gesehen haben, werden wir sehr früh am nächsten Morgen, von Muluneh abgeholt. Wir kennen uns von letztem Jahr und es gibt wohl niemanden, der mehr über sein Heimatland weiß, als er. Er hat früher als Journalist gearbeitet und ist bereits seit einigen Jahren bei Menschen für Menschen, die die Reise organisiert haben.
Mekane Selam
Wir fahren etwas über 11 Stunden durch sengende Hitze, kühle Höhen und verregnete, grüne Oasen, die einen an die bayrischen Alpen erinnern könnten. Wir teilen uns selbst gebackene Energy-Riegel, halten ein/zwei Mal an, trinken frisch von Hand gerösteten Kaffee und vertreiben uns die Zeit mit dem Hörbuch von Michelle Obama. Es fühlt sich an, als wären wir einmal durch ganz Äthiopien gefahren und dann nochmal drum herum. Der Blick auf die Landkarte zeigt, es sind gerade einmal etwa 400 km Luftlinie von Addis Abeba nach Mekane Selam, wo wir im Compound von Menschen für Menschen die nächsten Tage verbringen werden.
Wie geplant, treffen wir eine Reihe von Frauen und zeigen sie in ihren alltäglichen Arbeitssituationen. Wir hören von einigen schweren Schicksalen und mir wird klar, dass es in diesem Land, auf diesem Kontinent, nicht nur um sauberes Wasser und Schulbildung geht. Es geht um die Zukunft. Und um Menschlichkeit und auch wenn ich nach insgesamt zwei Wochen hier, nur einen Schnappschuss wahrnehmen konnte, bin ich fest davon überzeugt, dass die Arbeit, die hier geleistet wird, der Schlüssel ist. Äthiopier sind ein stolzes Volk. Die Menschen transportieren zu Fuss oder, wenn sie etwas mehr Glück hatten, mit einem Esel ihre Waren von einem Markt zum anderen und brauchen dafür manchmal Tage. Sie arbeiten hart für eine bessere Zukunft. Und manchmal ertappe ich mich dabei, wie sehr ich mir diesen Spirit für mich und mein eigenes Land wünschen würde.
Die beiden Geschwister sind in ihrer Art so unterschiedlich und passen gerade deshalb so gut zusammen. Es macht unglaublich viel Spaß mit ihnen die Ideen zu dem Film zu besprechen und über das Erlebte zu diskutieren. Wie ihr Dad schaffen sie es, dass ich mich zu jeder Zeit als Teil des Teams empfinde. Dazu gehöre. Ein Land so kennen zu lernen, ist etwas ganz besonderes und ich könnte ein ganzes Buch füllen mit 1000 Eindrücken.

Es geht um Selbstbestimmtheit.

Was sollen diese Micro Credits eigentlich...?
Die Idee hinter einem Micro Credit ist, dass sich jeweils Gruppen von fünf Frauen zusammentun, die nicht nur gegenseitig für sich bürgen, sondern sich auch anspornen und helfen. Man muss sich bewerben und die Frauen nehmen stundenlange Fussmärsche auf sich, um die Schule zu besuchen. Hier lernen sie alle Grundlagen, wie man ein Business führt. Außerdem können sie ihr Handwerk verfeinern, wie z.B. das Töpfern, sodass sie mit besserer Qualität höhere Preise für ihre Waren auf den Märkten erzielen können. Es gibt verschiedene Stufen der Kredite, sodass man sein Unternehmen nach und nach wachsen lassen kann.

Wie wichtig schon die ersten, knapp 100€ sein können, zeigt die Injera Bäckerin, Melka Tadesse, die bisher ihr Mehl immer erst dann bezahlen konnte, wenn sie ihr Injera (das ist das typisch flache äthiopische Sauerteigbrot aus Teff-Mehl) verkauft hatte. Mit hohen Zinsen, die ihren Gewinn fast vollständig aufgesaugt hatten. Dank des ersten Kredits, war sie in der Lage, sich das Mehl direkt zu kaufen und machte ab sofort Woche für Woche mehr Gewinn.
Was mich wirklich nachhaltig beeindruckt hatte, war eine Frau, die in einem Dorf lebt, wo es weder Strom noch sonst etwas gab. Sie hat mit einem kleinen Solar Panel gestartet, sodass die Leute aus der Gegend ihre Handys bei ihr aufladen konnten. Dazu gab es dann Kaffee und auch irgendwann Mittagessen. Dann wurde in ihrem Dorf Strom gelegt und eigentlich war ihr Geschäftsmodell dahin. Doch sie hat so gut gewirtschaftet, dass sie aus dem ersparten eine Art Bowlingbahn baute, womit sie heute mehr Geld am Tag verdient, als damals im ganzen Monat. Sie ist mit Hilfe eines kleinen Solar Panels und einem ungeheuren Geschäftsinn heute die wohlhabendste Frau im ganzen Umkreis und ein Vorbild und Motivation für so viele andere. 
Es ist nicht nur dieses großartige Beispiel an Unternehmertum, das mich so beeindruckt, es ist die Leichtigkeit und Freude, mit der sie und so viele andere Frauen, die ich kennenlernen durfte, trotz aller Widrigkeiten für sich einstehen.
Ich gebe zu, mir war nicht sofort klar, was an Mirco Credits besonders sein sollte. Immerhin müssen die Darlehen verzinst zurückgezahlt werden. Aber genau dieses Vertrauen und die Tatsache, dass niemand etwas geschenkt bekommt, bewahrt die Selbstachtung der Menschen und lässt sie Stolz auf das zurückblicken, was sie erreicht haben.

Zurück in Addis treffen wir noch einmal Papa Nuru in einer kürzlich eröffneten Rooftop Bar. Und tatsächlich fühlt es sich so cool an, wie es klingt. Hier sehen wir auch das erste Mal wieder Menschen aus dem Rest der Welt, 'afterwork'-Atmosphäre mit breit grinsenden Gesichtern und Drinks in der Hand. Ich frage mich, was sie nach Äthiopien gebracht hat. Was sie arbeiten und wie deren Geschichten sind. Irgendwie surreal, aber ein sehr schöner Ausklang. Ich danke Euch, Sali & Sara für Eure Gastfreundschaft, Euren Sinn für Humor und vor allem für das, was Ihr tut. Ich freue mich über jeden kleinen Erfolg, den ich mitbekomme und bin gespannt, was Ihr noch alles auf die Beine stellt.

An alle, die es bis hier geschafft haben: Bitte schaut bei nuruWomen e.V. mal vorbei und lasst etwas Geld da oder erzählt Euren Freunden davon. Or just buy some coffee, dude ;-)

Organisation
Organisation     nuruWomen e.V.
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